Wie sollen Konzerne mit Russland umgehen? Die Pharmabranche verweist auf ihre Pflicht gegenüber der Zivilbevölkerung. Neben den ethischen Pflichten vergessen die Unternehmen aber auch das Geschäftliche nicht.
Internationale und auch deutsche Konzerne haben Russland seit Kriegsbeginn den Rücken gekehrt. Wer bleibt, braucht gute Gründe. „Unter einem gewaltigen Rechtfertigungsdruck“ stünden diese Unternehmen, sagt Wirtschaftsprofessor Karsten Kilian von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Einfach sei es nicht, „zu begründen, warum man weiterhin Geschäfte in einem Land macht, das einen Krieg angefangen hat“, erklärt der Strategie- und Marketingexperte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU in Düsseldorf. Aus einer kommerziellen Frage wurde eine moralische. So betrachtet gibt es darauf nur eine gute Antwort: Menschen helfen.
So erklärt Bayer : „Der Zivilbevölkerung wesentliche Gesundheits- und Landwirtschaftsprodukte vorzuenthalten (. . .) würde die Zahl an Menschenleben, die dieser Krieg fordert, nur vervielfachen.“ Ähnlich argumentiert Fresenius . „Zu unserer Verantwortung als Gesundheitsunternehmen gehört es eben auch, unsere Patientinnen und Patienten in Russland nicht allein zu lassen, sondern weiter medizinisch zu versorgen. Das ist unsere ethische Pflicht.“ Der Bad Homburger Konzern beschäftigt 3000 Mitarbeiter im Land und betreibt etwa 100 Dialysezentren. Dazu kommt die Versorgung von Krankenhäusern mit Arzneimitteln und klinischer Ernährung.